Lagerkosten
Definition & Bedeutung
Lagerkosten umfassen sämtliche Aufwendungen, die beim Lagern von Waren, Rohstoffen oder Ersatzteilen entstehen. Sie beeinflussen nicht nur die Marge und Wettbewerbsfähigkeit, sondern wirken sich direkt auf Liquidität und Rentabilität aus.
Was sind Lagerkosten?
Lagerkosten entstehen immer dann, wenn Waren nicht unmittelbar verkauft oder weiterverarbeitet werden, sondern für eine gewisse Zeit in einem Lager aufbewahrt werden. Sie setzen sich aus vielen Einzelposten zusammen – darunter Miete für Lagerflächen, Personalkosten, Kosten für Instandhaltung, Energie, Versicherungen sowie Ausgaben für innerbetriebliche Transporte und die Kapitalbindung der gelagerten Güter. Für Online-Shops ist die präzise Kalkulation entscheidend, um Produkte wettbewerbsfähig bepreisen und Umsatzpotenziale ausschöpfen zu können.
Wie entstehen Lagerkosten?
Lagerkosten fallen kontinuierlich an und stellen in Summe einen signifikanten Kostenblock im Commerce-Geschäft dar. Diese Kosten entstehen unabhängig davon, ob tatsächlich Umschlag im Lager stattfindet – alleine das Vorhalten von Lagerflächen und die Bereitschaft, Produkte verfügbar zu halten, erzeugt laufende Ausgaben.
Lagerkosten entstehen, sobald Produkte, Rohstoffe oder Ersatzteile physisch in ein Warenlager aufgenommen werden und dort verbleiben – und zwar vom ersten Tag der Einlagerung bis zum Versand oder der Entsorgung. Typische Alltagssituationen im E-Commerce-Bereich, die Lagerkosten nach sich ziehen, sind beispielsweise:
- Lagerung saisonaler Ware über mehrere Monate
- Unsicherheiten bei der Nachfrageplanung, die höhere Bestände erfordern
- Aktionen oder Kampagnen mit vorab produzierter Ware
- Länger lagernde Rücksendungen oder Retourenware
Je größer und diverser das Sortiment, desto dynamischer entwickeln sich die Kosten – daher ist das Thema für wachsende Online-Händler besonders relevant.
Was ist der Unterschied zwischen Lagerkosten und Lagerhaltungskosten?
Lagerkosten und Lagerhaltungskosten werden oft synonym verwendet, bezeichnen aber im engeren Sinne unterschiedliche Aspekte. Während Lagerkosten alle Kosten umfassen, die im Zusammenhang mit dem Warenlager entstehen (also auch Abschreibungen, Versicherungen, Zinsen für gebundenes Kapital etc.), beziehen sich Lagerhaltungskosten etwas enger auf die Kosten für Personal, Räume und Betriebsmittel, die direkt durch das Lagern verursacht werden. Für Online-Händler ist es entscheidend, beide Begriffe zu verstehen, da nicht jede Optimierungsmöglichkeit sofort alle Kostenblöcke gleichermaßen beeinflusst.
Welche Bestandteile und Arten von Lagerkosten gibt es?
Lagerkosten gliedern sich je nach Verursacherprinzip in verschiedene Lagerkostenarten. Unterschieden wird dabei meist nach der Berechnung beziehungsweise nach fixen und variablen Bestandteilen:
Fixe Lagerkosten
- Miete oder Abschreibung: Für Lagergebäude, Lagereinrichtungen oder genutzte Lagerflächen, unabhängig von der Auslastung.
- Personal: Ein festes Team, das Lageraufgaben übernimmt, verursacht regelmäßige Lohn- und Lohnnebenkosten.
- Versicherung: Viele Versicherungen fallen unabhängig von der gelagerten Warenmenge an.
- Instandhaltung: Wartung und Pflege der Infrastruktur werden laufend kalkuliert.
Variable Lagerkosten
- Betriebsstoffe: Energieverbrauch oder Materialverbrauch steigen mit der intensiveren Nutzung.
- Schwund, Verderb, Wertverlust: Kosten, die durch unsachgemäße oder langwierige Lagerung entstehen, nehmen zu, je mehr umgeschlagen wird.
- Transportkosten: Umschlag, innerbetrieblicher Transport, Kommissionierung ändern sich mit der Ware im Lager.
- Fremdeinlagerung, Leasing: Kosten bei Kapazitätsengpässen
- Kapitalbindung: Je höher der Bestand, desto mehr Kapital ist gebunden und verursacht Zinskosten.
Sachkosten, Personalkosten & sonstige Bestandteile
- Sachkosten: Kosten für Verpackung, Büromaterial und andere Verbrauchsmaterialien im Lager.
- EDV-Kosten: Softwarelizenzen, Wartungen und technischer Support fallen anteilig zur Lagerverwaltung an.
- Sonstiges: Reinigung, Entsorgung, Abfall etc. können gerade bei großen Handelslagern eine Rolle spielen.
Die genaue Struktur variiert je nach Geschäftsmodell und Lagergröße. Besonders im Multichannel-Commerce muss die Kostenstruktur regelmäßig auf Aktualität überprüft werden.
Wie kann man Lagerkosten berechnen?
Wer Lagerkosten ermitteln will, benötigt eine strukturierte Kostenübersicht – oder setzt direkt ein Warenwirtschaftssystem wie beispielsweise Hublify ein. Die klassische Kalkulation erfolgt, indem du alle relevanten Kostenarten addierst, um den Gesamtkostenblock „Lager“ pro Jahr oder Monat zu erhalten. Daraus ergeben sich weitere wichtige Kennzahlen, mit deren Hilfe du Optimierungspotenziale konkret ableiten kannst.
Formel für Lagerkosten
Eine übliche Formel lautet:
Lagerkosten = (Summe aller Lagerkostenarten pro Jahr)
Zur Ermittlung von Quoten und Relationen, etwa um den Lagerkostensatz zu berechnen, wird folgender Ansatz verwendet:
Lagerkostensatz = (Lagerkosten / durchschnittlicher Lagerwert) × 100
Damit erhältst du eine Prozentzahl, die zeigt, wie hoch dein Kostenblock im Verhältnis zum gebundenen Lagerwert ist.
Beispiel für die Berechnung der Lagerkosten
Angenommen, dein Online-Shop verursacht pro Jahr folgende Kosten:
- Personalkosten: 31.200 €
- Miete: 18.000 €
- Abschreibungen: 2.000 €
- Verwaltungskosten (anteilig): 1.500 €
- Versicherungen: 2.800 €
- EDV-Kosten: 500 €
- Energiekosten: 900 €
Gesamtkosten der Lagerung: 56.900 € pro Jahr. Liegt dein durchschnittlicher Lagerwert jährlich bei 100.000 €, beträgt dein Lagerkostensatz somit 56,9 %.
Lagerkosten pro m² als Kennzahl
Gerade bei wachsendem Lagerbedarf ein hilfreicher Wert: Teile die Jahreslagerkosten durch die genutzte Lagerfläche. So erkennst du, wie effizient die Flächen genutzt werden – und ob beispielsweise ein Umzug oder die Flächenoptimierung kostenrelevant wären.
Lagerkosten pro m² = Lagerkosten / genutzte Fläche (m²)
Welche Faktoren beeinflussen Lagerkosten?
Die Lagerkosten können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter auch solche, die sich negativ auswirken:
- Lagerstandort: Ein Standort in der Nähe der Kunden kann z.B. die Versandkosten senken, aber die Mietkosten für das Lager erhöhen.
- Lagerbestand: Ein zu hoher Lagerbestand kann dazu führen, dass die Lagerkosten steigen, während ein zu niedriger Lagerbestand Engpässe und Lieferverzögerungen verursachen kann.
- Produktspezifikationen: Einige Produkte erfordern möglicherweise spezielle Lagerbedingungen, wie z. B. klimatisierte Lagerräume oder zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, was die Lagerkosten erhöhen kann.
- Verkaufs- und Produktionszyklen: Produkte, die saisonal verkauft werden, müssen im Vorfeld auf einen bestimmten Zeitpunkt hin produziert und gelagert werden (bspw. Schokoladennikoläuse), bzw. nach der Saison aufbewahrt werden für einen eventuellen Wiederverkauf (bspw. Gartenmöbel). . Produkte, die gleichmäßig über das ganze Jahr verkauft werden, erfordern kleinere Lagerkapazitäten.
Wertverluste, Diebstahl & Sicherheitsaspekte
- Sachwertverluste: Schwund, Verderb oder Beschädigung passieren etwa durch unsachgemäße Lagerung, abgelaufene MHDs oder Unfälle.
- Risiko Diebstahl: Besonders in offenen oder schlecht gesicherten Lagern kann Diebstahl finanziell spürbar sein.
- Kostensteigerung durch Sicherheitsbedarf: Je wertvoller und diebstahlgefährdeter die Ware, desto höher sind Investments in Zutrittssysteme, Überwachung oder Versicherung.
- Kapitalbindung: Hohe Lagerbestände führen zu Liquiditätsengpässen und bergen das Risiko des Preisverfalls und der Überalterung der Ware.
Wie lassen sich Lagerkosten senken und optimieren?
Tipps & Strategien zur Kostensenkung
- Warenumschlag beschleunigen: Reduziere Lagerzeiten, indem du möglichst eng an der aktuellen Nachfrage beschaffst.
- Sortimentsoptimierung: Überdenke regelmäßig das Produktsortiment, z.B. mit Hilfe einer ABC-Analyse, damit Langsamdreher und Überhänge abgebaut werden.
- Lagerbestände senken: Wende moderne Prognosetools und Analysen zur Bestandsteuerung an.
- Lagerprozesse digitalisieren: Der Einsatz von Order Management Systemen schafft Transparenz und verhindert Überlagerung.
- Flächennutzung optimieren: Prüfe regelmäßig, ob deine Lagerflächen ideal belegt sind, um unnötige Miet- und Energiekosten zu vermeiden.
- Outsourcing prüfen: Überlege, ob Logistikdienstleister oder Fulfillment-Dienste kostengünstiger als eigenes Lagermanagement sind oder ob in Teilen auf Dropshipping umgestellt werden soll.
Moderne Systeme wie Hublify helfen dir dabei, Lagerdaten zentral zu verwalten, Lagerkostenarten auszuwerten und die Lagerkostensätze regelmäßig zu prüfen und zu optimieren.

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