Lagerreichweite
Definition & Bedeutung
Was ist Lagerreichweite?
Die Lagerreichweite beschreibt, über welchen Zeitraum der aktuelle oder geplante Warenbestand ausreicht, um die Nachfrage der Kunden zu bedienen, ohne dass Nachschub organisiert werden muss. Anders gesagt, zeigt sie auf, wie viele Tage, Wochen oder Monate man einen Artikel noch aus dem Bestand verkaufen kann, solange keine neue Ware eintrifft. Die Lagerreichweite lässt sich sowohl auf Einzelartikel als auch auf ganze Warengruppen anwenden und kann für unterschiedliche Zeiträume herangezogen werden – etwa tägliche, wöchentliche oder monatliche Bedarfe.
Welche Bedeutung hat die Lagerreichweite für den E-Commerce?
Für Online-Händler und E-Commerce-Verantwortliche ist die Lagerreichweite ein Steuerungsinstrument, das hilft, Lieferfähigkeit und Kosten im Griff zu behalten. Sie erlaubt die Einschätzung, wie lange bestimmte Bestseller oder saisonale Artikel noch verfügbar sind und wann eine rechtzeitige Nachbestellung erfolgen sollte. Eine zu geringe Lagerreichweite kann dazu führen, dass Produkte ausverkauft sind und Kunden abspringen. Ist die Lagerreichweite zu hoch, drohen hingegen unnötige Kapitalbindung und potenzielle Wertverluste durch Lagerkosten – insbesondere bei Mode, Elektronik oder verderblichen Waren. Gerade in wettbewerbsintensiven Märkten und bei Multi-Channel-Vertriebskanälen ist eine ausgewogene Lagerreichweite entscheidend, um Verfügbarkeiten zu sichern und flexibel auf Nachfrageänderungen reagieren zu können.
Wie lässt sich Lagerreichweite berechnen?
Wie lautet die Lagerreichweite Formel?
Die klassische Formel zur Berechnung der Lagerreichweite lautet:
- Lagerreichweite = Lagerbestand / durchschnittlicher Verbrauch pro Zeitraum
Wenn beispielsweise am Monatsanfang und -ende jeweils 300 und 100 Stück eines Artikels im Lager sind und im Monat 200 Stück verkauft werden, ergibt sich folgender Mittelwert:
- Durchschnittlicher Lagerbestand = (Anfangsbestand + Endbestand) / 2 = (300 + 100) / 2 = 200
Die durchschnittliche Lagerreichweite lässt sich dann wie folgt ermitteln:
- Durchschnittliche Lagerreichweite = 200 Stück / 200 Stück pro Monat = 1 Monat
Entscheidend ist also, wie hoch der Bestand im Verhältnis zum typischen Absatz oder Verbrauch steht. Moderne Warenwirtschafts- oder Order-Management-Systeme liefern die benötigten Daten in Echtzeit und ermöglichen damit eine flexible Auswertung.
Welche Einflussfaktoren sind bei der Berechnung zu berücksichtigen?
Lagerreichweiten sind keine statischen Werte, sondern unterliegen zahlreichen Einflussgrößen. Folgende Faktoren spielen eine Rolle:
- Saisonale Schwankungen: Gerade im E-Commerce variieren Kundenbedarfe stark, etwa zu Weihnachten oder im Sommer.
- Bestellzyklen: Die Frequenz, in der Artikel nachbestellt werden können, beeinflusst die Reichweite entscheidend.
- Vertriebs- und Lieferzeiten: Lange Lieferzeiten erfordern größere Reichweiten als schnelle Just-in-Time-Lieferanten.
- Sortimentsbreite: Je größer die Produktauswahl, desto kleinteiliger und schwieriger ist eine pauschale Kalkulation.
- Unvorhersehbare Nachfragespitzen: Aktionen, Trends oder Marketing-Kampagnen können die Reichweite kurzfristig verringern.
- Sicherheitsbestand: Um Lieferunterbrechungen zu vermeiden, wird oft ein zusätzlicher Pufferbestand eingeplant.
Im Idealfall werden die unterschiedlichen Faktoren regelmäßig analysiert und die Lagerreichweite dynamisch angepasst.
Wie sieht ein Rechenbeispiel für die Lagerreichweite aus?
Angenommen, ein Online-Händler verkauft jeden Monat durchschnittlich 500 Stück eines bestimmten Gadgets. Im Lager befinden sich aktuell 1.000 Stück. Die Berechnung der Lagerreichweite für diesen Artikel sieht folgendermaßen aus:
- Lagerreichweite = 1.000 Stück / 500 Stück pro Monat = 2 Monate
Das bedeutet, der aktuelle Bestand reicht, um bei gleichbleibendem Absatz die Nachfrage für zwei Monate zu decken. Bei unerwartet hoher Nachfrage, etwa durch saisonale Aktionen, kann sich dieser Zeitraum entsprechend verkürzen.
Mit einer Software wie Hublify hast du die tatsächliche wie auch die geplante Lagerreichweite für alle wichtigen Artikel jederzeit im Blick. Die Berechnungen erfolgen dabei automatisch nach definierbaren Perioden, was gerade bei vielen Produktvarianten und Multichannel-Verkauf im E-Commerce eine enorme Erleichterung im Tagesgeschäft darstellt.
Welche Ziele und Auswirkungen hat die Lagerreichweite?
Das primäre Ziel einer gezielten Steuerung der Lagerreichweite ist es, eine optimale Balance zwischen Lieferfähigkeit und Wirtschaftlichkeit zu erreichen:
- Verfügbarkeit sichern: Eine ausreichend hohe Lagerreichweite schützt vor Engpässen und verhindert verlorene Umsätze durch "Out-of-Stock"-Situationen.
- Kapitalbindung reduzieren: Zu hohe Bestände führen zu gebundenem Kapital, das an anderer Stelle – zum Beispiel im Marketing oder Sortiment-Ausbau – fehlt.
- Lagerkosten senken: Jede Lagerhaltung verursacht Kosten, sei es durch Miete, Versicherung oder Personal. Kurze Lagerreichweiten helfen, diese zu minimieren.
- Risiken vermeiden: Mode- oder Technikartikel verlieren rasch an Wert – lange Lagerreichweiten erhöhen das Risiko für Abschreibungen.
- Kundenzufriedenheit steigern: Durch eine gezielte Steuerung sind gefragte Artikel stets verfügbar, was die Wiederkaufrate erhöht.
Insbesondere im E-Commerce ist die passende Lagerreichweite ein Erfolgsfaktor für nachhaltiges Wachstum und Markenbindung.
Wie kann die Lagerreichweite optimiert werden?
Best Practices & Maßnahmen für Online-Händler
Für eine optimale Lagerreichweite gibt es verschiedene erprobte Strategien, die im Zusammenspiel für größtmögliche Effizienz sorgen:
- Regelmäßige Analyse der Abverkaufsdaten: Durch die Auswertung historischer Verkaufszahlen können realistische Verbrauchswerte abgeleitet werden.
- Einführung eines Mindestbestands (Sicherheitsbestand): Als Frühwarnsystem schützt ein Mindestbestand vor Lieferlücken.
- Nutzung moderner Warenwirtschaftssysteme: Automatisierte Tools wie Hublify ermöglichen eine laufende Aktualisierung der Lagerreichweiten in Echtzeit.
- Saisonale Planung und flexible Anpassung: Die Lagerreichweite sollte regelmäßig an Kampagnen, Trends oder Aktionen angepasst werden.
- ABC-Analyse zur Strukturierung des Sortiments: Fokussiere dich auf umsatzstarke Artikel (A-Güter) mit kurzfristiger Lagerreichweite, während C-Produkte weniger Kapital binden sollten. (ABC-Analyse)
- Kollaborative Planung mit Lieferanten: Enger Austausch optimiert Nachbestellzyklen und Lieferzeiten.
- Prognose-Modelle und KI-gestützte Analyse: Intelligente Prognosen, beispielsweise durch Predictive Analytics, unterstützen eine noch präzisere Steuerung.
Welche häufigen Fehler sollte man kennen und vermeiden?
Typische Stolpersteine in der Praxis sind:
- Unrealistische Verbrauchsannahmen: Wer die Nachfrage zu optimistisch oder zu zurückhaltend kalkuliert, riskiert Fehlbestände oder Überhänge.
- Ignorieren saisonaler Effekte: Saisonal schwankende Artikel brauchen besondere Aufmerksamkeit – eine reine Durchschnittsberechnung reicht nicht aus.
- Zu pauschale Betrachtung aller Artikel: Jedes Produkt hat eigene Absatzdynamiken – eine Gleichbehandlung setzt zu viele falsche Impulse.
- Manuelle, unregelmäßige Planung: Fehlende Automatisierung und unregelmäßige Kontrolle führen zu inkorrekten Lagerreichweiten.
- Nicht berücksichtigte Vorbestellungen oder Lieferverzögerungen: Die geplante Lagerreichweite muss offene Bestellungen und mögliche Lieferengpässe zwingend einbeziehen.
Durch kontinuierliches Monitoring und Anpassung können diese Fehlerquellen vermieden werden.
Wie hängen Lagerreichweite und andere Kennzahlen zusammen?
Die Lagerreichweite steht im engen Zusammenhang mit weiteren Kennzahlen der Lager- und Bestandsführung, insbesondere mit der sogenannten Lagerumschlagshäufigkeit:
- Lagerumschlagshäufigkeit: Sie gibt an, wie oft der Lagerbestand eines Produktes in einer Periode vollständig abverkauft und ersetzt wird. Die Formel ist dabei der Kehrwert der Lagerreichweite. Hohe Umschlagshäufigkeiten deuten auf eine geringe Lagerreichweite hin und umgekehrt.
- Durchschnittlicher Lagerbestand: Dieser Wert dient als Grundlage für die Berechnung der durchschnittlichen Lagerreichweite und zeigt, wie viel Ware im Mittel gebunden ist.
- Kapitalbindung und Lagerkosten: Eng mit der Reichweite verknüpft, beeinflussen sie die Profitabilität und Liquidität im Unternehmen direkt.
- Durchschnittlicher Verbrauch: Exakte Verbrauchswerte verbessern jede Reichweitenberechnung und sorgen für eine treffsicherere Steuerung.
Für ein aussagekräftiges Controlling empfiehlt sich, die Kennzahlen regelmäßig zu überprüfen und gemeinsam zu analysieren.

Lagerkennzahlen für eCommerce Händler: So steuerst du dein Lager effizient
Welche Kennzahlen sind in der Warenwirtschaft wichtig? Woran erkennt man ausreichende Lagerbestände, und wie behält man die Kosten im Blick?

Den optimalen Lagerbestand im Omnichannel Commerce finden
Wie du mit Hilfe einer Warenwirtschaft Überverkauf, Ladenhüter und totes Kapital verhinderst. Was sollte deine Warenwirtschaft können, damit du dein Lager effizient managen kannst?

Welche Lagerhaltungs-Form im E-Commerce eignet sich für wen?
FiFo, LiFo, Cross Docking, Festplatz-Lagerhaltung oder chaotische Lagerhaltung - bei der Einrichtung eines Lagers gibt es viele Kriterien zu beachten.

Der optimale Warenfluss im Lager: Aufgaben eines effizienten Versandlagers
Ein optimaler Warenfluss bedeutet für viele geringe Durchlaufzeit und Prozesskosten, ein geringer Personaleinsatz und möglichst wenig benötigte Fläche. Dass dabei nicht nur die Warenprozesse, sondern die dazugehörigen Informationen in Einklang gebracht werden müssen, ist die eigentliche Grundlage für Effizienzsteigerung.

Renner-Penner-Analyse: aktueller e-Commerce KPI oder altbackene Kaufmannsweisheit?
Es gibt alte Kaufmannsweisheiten, die trotz aller neuen Wege im digitalen Zeitalter nach wie vor Gültigkeit besitzen. So mancher e-Commerce Leiter oder Inhaber eines Online-Shops sollte den Fokus nicht nur auf Umsatzwachstum legen, sondern würde davon profitieren, sich Themen wie Lagerbestandsanalyse oder Sortimentsbereinigung genauer anzusehen.

Profitable Produkte: Wie eine ABC-Analyse deine Sortimentsgestaltung optimiert
Die ABC-Analyse ist eine bewährte Methode, die dir helfen kann, dein Sortiment zu optimieren. Der Vorteil ist, dass du mit Größen arbeitest, auf die du einfach zurückgreifen kannst: Umsatz und Absatzmenge.
Entdecke passende Hublify Apps

Von Einkauf bis zur Retoure: Transparente Bestände und Prozesse für alle Lager und Verkaufskanäle

Gewinne Insights mit Dashboards, KPIs und Reports - steure dein eCommerce datenbasiert!

Effiziente Auftragsabwicklung, Kommissionierung und Logistik
Verwandte Artikel
LagerdauerLagerkosten
Lagerumschlagshäufigkeit
Kapitalbindung
Warenrotation: Schnelldreher und Langsamdreher
ABC-Analyse
Renner-Penner-Analyse
Dropshipping / Streckengeschäft