Salesforce hat den größten Deal in der Geschichte des Unternehmens glatt über die Bühne gebracht: Für geschätzte 15,7 Milliarden US-Dollar kauft Salesforce einen weiteren Mitstreiter für die ganzheitliche Analyse von Unternehmensdaten nach der Akquisitation von Mulesoft: Den Online-CRM-Anbieter Tableau Software, eine der größten Plattformen für Analyse und Visualisierung.
Am 10. Juni twitterte die Datenvisualisierungs- Software stolz: "We are joining the @Salesforce family and together we're going to dramatically accelerate our mission to help people see and understand data. Our #DataFam just got a lot bigger!"
Google Cloud verbündet sich mit Looker
Ein paar Tage zuvor verkündete Google Cloud seinen Zukauf von Looker. Sicherlich hat die zeitliche Nähe der beiden Hochzeiten eine strategische Dimension. Zum Beispiel Amazon und Microsoft in nichts nachzustehen. Vielleicht auch Wachstum um jeden Preis? Marktbereinigung?
Für Salesforce bringt Tableau namhafte Kunden und kann dadurch seine Kundenbasis erweitern. Nicht umsonst wird die originär aus dem CRM kommende Software inzwischen als Rivale von SAP und Oracle gesehen. Doch auflange Sicht wird sich zeigen, ob das Portfolio für den Kunden einen tatsächlichen Mehrwert bringt oder nur einen defensiver Schachzug bedeutet.
Warum ist Salesforce und Google BI-Software so viel wert?
Eines macht uns der milliardenschwere Deal klar: wir sind angekommen im Zeitalter der Daten. Datengesteuerte Unternehmensführung gewinnt an Relevanz. So twitterte der nordische IT-Konzert Tieto im Juli: „Salesforce‘s intent to acquire Tableau Software reflects the essence of modern data-driven customer experience.“
Dabei setzen die beiden Plattformen auf aufstrebende Self-Service BI-Lösungen aus der Cloud und nicht auf etablierte BI-Softwareanbieter oder eigene Tools. Und sagen damit einiges über ihr Verständnis davon aus, wie in Zukunft mit Daten umgegangen werden soll.
Trend SSBI: Daten gehen alle etwas an
Immer mehr Abteilungen sind mit immer mehr Daten konfrontiert und wollen diese auch verstehen. Klar, dass einfach zu bedienende SaaS-Lösungen im Trend liegen. So sollen auch technisch weniger Versierte Unternehmensdaten auswerten können, um daraus Schlüsse für ihre Bereiche ziehen zu können.
Flexible, benutzerfreundliche Software en vogue
Dass Anwender-Herzen dabei höher schlagen, lässt sich gut nachvollziehen. Doch auch unter Entwicklern erfährt die sogenannte „low code“ oder „no code“ Software einen wahren Boom. Können so doch unternehmensspezifische Anpassungen mit wesentlich weniger Aufwand umgesetzt werden. Und das, wo Fachkräfte sowieso Mangelware sind. Die Flexibilität dieser Tools ist aber deshalb so attraktiv, weil man mit ihnen leicht Web - Applikationen mit einfachen Workflows erstellen kann. Und natürlich, weil sie sich in verschiedenste IT-Szenarien integrieren lassen.
Herausforderung Integration: Wird Salesforce zum Flickenteppich oder zur All-in-OneLösung?
Mit Tableau hat Salesforce einen weiteren Mitstreiter für die ganzheitliche Analyse von Unternehmensdaten an seiner Seite. Ob und inwiefern Tableau - genauso wie die vielen anderen Zukäufe - sich jedoch in das Salesforce Portfolio integrieren lässt, bleibt die große Herausforderung. Schließlich deckt Datenvisualisierung nur einen Teil des BI-Prozesses ab und ist angewiesen auf Hand-in-Hand Prozesse mit DataPrep, ETL, KI, etc. Als Ergebnis erhält man „nur“ die Insights. Diese Strategien dann in Marketing-Kampagnen, automatisierte Rechnungstellung oder optimale Logistik-Ketten umzusetzen bedarf noch viel mehr integrierter Schnittstellen. Insight to Execution eben.