Gitter Bahnstation: Moderne Datenarchitektur

Was ist moderne Software? Und was hat der Mittelstand davon?

Wer hätte gedacht, dass Shopify an der Börse fast so viel wert ist wie SAP? Ein einfach zu bedienendes Shop-System, günstig, das alle Basis-Funktionen für einen Schnellstart beinhaltet? Es offenbart auf jeden Fall einiges.

Zum einen, dass der (Re-)Launch eines Shops schnell und kostengünstig gehen muss, denn Geschäftsmodelle ändern sich rasant. Entscheider wollen neue Szenarien ohne großen Aufwand testen und dann zügig in den Markt einführen. MVPs sind das Schlagwort der Zeit.

Zum anderen wird der Online Shop nur noch ein Kanal von vielen Verkaufskanälen sein. Der Point of Sale ist da, wo der Kunde ist, egal ob bei Instagram, in der Filiale, auf dem Marktplatz oder im Shop. Was hat das für Auswirkungen auf die Datenarchitektur und Datenhaltung, ganz zu schweigen von den Budgets für Online Shops?

Das klassische Shopsystem hat ausgedient

Althergebrachte Shopsysteme vereinen häufig Frontend und Backend, halten viele Standardfunktionen und Templates bereit und funktionieren in ihrer Welt wunderbar. Sobald es aber über den Standard hinausgeht, ist enormer Anpassungsaufwand nötig, um die Software den individuellen Bedürfnissen anzupassen.

So hakt es schnell, wenn mit anderen Systemen kooperiert werden soll. Funktionierende Schnittstellen und reibungslosen Datenaustausch zu schaffen lassen die ursprünglich schlanken Kosten einer Standardlösung schnell explodieren. Daher sehen sich viele Mittelständler genötigt, ihre Prozesse der Software anzupassen, um nicht Unmengen Geld zu verbraten.

Der Mittelstand braucht Technologien, die sich flexibel ihrem Geschäftsmodell anpassen und nicht umgekehrt

Auf der anderen Seite werden hoch-flexible Frameworks angeboten, mit denen jedes Geschäftsmodell abgebildet werden kann, Bausteine und Systeme in allen Freiheitsgraden zusammengebaut werden können. Das mag für Konzerne verlockend klingen.

Inbesondere Mittelständlern jedoch fehlt oft das entsprechende Team an Entwicklern, um eine Lösung auf der grünen Wiese zu erstellen. Sie vermissen bei solchen Lösungen vorgefertigte Bausteine. Denn Kernprozesse wie der Check-Out, die Auftragsverwaltung oder Rechnungstellung sind am Ende doch immer dieselben.

Ideal wäre für sie also eine Software, die sich zwar flexibel den Marktbedingungen anpassen kann, aber trotzdem fertige Komponenten samt Prozessen, Use Cases und Design mitbringt.

Was ist eine zukunftsfähige Datenarchitektur?

Während früher Shopsysteme vor allem eine attraktive Darstellung der Produkte im Online Shop, im Frontend, zum Ziel hatten, geht es heute nur noch ums Backend. Die Ausspielung der Produkte in den Shop, den Marktplatz, in YouTube oder Pinterest erfordert eine Datenhaltung, die die unterschiedlichsten Anforderungen der Frontends abbildet. So besitzt Standardsoftware natürlich auch eine Produktdatenverwaltung oder PIM-Logiken, die jedoch nur auf den Einsatz im dazugehörigen Shop ausgerichtet sind. Sobald die Datenmenge steigt, weitere Filtermöglichkeiten, Attribute oder Zusatzinformationen für Spezialfälle gefragt sind, geraten sie schnell an ihre Grenzen.

Konsolidierte Datenhaltung ist das A und O

Wenn Verkaufskanäle, Devices und Kundenkommunikation sich multiplizieren und rasant verändern, dann muss es einen Single-Point-of-Truth geben, eine Datenzentrale, die die Kerninformationen zu Produkten, Preisen, Kunden und Aufträgen verwaltet, analysiert und auswertet und die Lebenszyklen von Produkten und Kunden im Blick behält und steuert. Aufgabe dieser Datenzentrale ist es, die entsprechenden Daten verzahnt zum idealen Zeitpunkt in der Customer Journey auszuspielen. Ob im personalisierten Newsletter, im Instagram Feed, auf dem Rabatt-Coupon für Kundenkarteninhaber oder in der Produktempfehlung im Shop. Und das kann sie nur leisten, wenn sie über möglichst alle Daten verfügt.

Data Natives, die Zielgruppe der Händler von morgen, erwarten nicht nur, dass Shopping über alle Kanäle hinweg möglich ist. Sie erwarten, dass Technologie ihre Welt „smart“ unterstützt, also in dem Sinn, dass sie ihre Gewohnheiten, Geschmack und Bedürfnisse erkennt und mit passgenauen Vorschlägen beantwortet. Sozusagen Shopping vorausdenkt. Wie soll das geschehen, wenn die Technologie keine Grundlage hat, um alle Daten miteinander zu verknüpfen?

Anforderungen an moderne Software

Keiner will alle bestehenden Systeme von heute auf morgen abschalten, das Risiko einer Operation am offenen Herzen eingehen und auf die eine ganzheitliche Lösung setzen. Neben der technologischen Ebene gilt es auch ganz menschliche Barrieren zu überwinden: wer will schon seine heiß geliebten Datensilos, in denen nur er sich auskennt, aufgeben?

Schritt für Schritt, so schnell wie es eben geht, heißt die Devise.

Das bedeutet, dass Datenkonsolidierung da anfängt, wo es am meisten weh tut. Zum Beispiel bei den Kundendaten, damit im Laden, im Call Center, im Marketing und im Chat das ganzheitliche Kundenprofil samt Bestellhistorie, Kundenwert, Vorlieben etc. für personalisierte Ansprache zugrunde liegt. Oder bei den Produktdaten, um alle Produktinformationen zentral zu verwalten und ein konsistentes Markenerlebnis an allen Touch Points zu ermöglichen.

Im Idealfall stehen die relevanten Daten in Echtzeit für alle am Commerce Prozess Beteiligten zur Verfügung. Und das sind bei weitem nicht nur Produktdaten, sondern Produktdaten in Bezug zu Kundendaten, Preisen, Logistikdaten, Lagerbestand, etc. Dann erlebt der Kunde für ihn passende Werbung, einen individuellen Shop- oder App-Checkout, die relevanten Lieferinformationen und eine schnelle Antwort beim Service-Anruf oder individuelle Beratung in der Filiale.

Eine gut organisierte Datenarchitektur bedeutet nicht nur Produktdaten zentral zu verwalten, sondern sie in Beziehung zu setzen mit anderen Commerce Daten, um sie in verschiedensten Verknüpfungen wieder ausspielen zu können. Das genau passiert in einem Data Hub. Es ist die Grundlage, damit unterschiedlichste Fachbereiche kundenzentriert arbeiten können und gleichzeitig an einem Strang ziehen.

Eine moderne Software muss daher eine einfache Integration zu bereits bestehenden Systemen ermöglichen. Auch wenn die Schnittstellen noch so gut sind, am wenigsten Aufwand ist es, mit einer ganzheitlichen Lösung zu arbeiten. Denn als Gewohnheitstiere wollen wir uns am liebsten in so wenig wie möglich unterschiedlichen Tools auskennen müssen.

Ideal ist also eine Software, die die Möglichkeit gibt, sowohl - im Sinne des best-of-breed - den Branchenkönig einzusetzen, als auch eigene Module bietet, um zu einer ganzheitlichen Lösung hinzuwachsen. Wenn dann noch Module beispielsweise als Cloud-Modell ohne Aufwand abonniert und flexibel gekündigt werden können, geht der Händler wenig Risiken ein und kann das technologische Fundament seiner eigenen Geschäftsentwicklung anpassen.

Letzte Aktualisierung: 28.11.2022
Autorenprofil

Begleiterin der ersten Schritte in die Digitalisierung aus Software-Perspektive. Interdisziplinärer Background mit Leidenschaft für eCommerce, kommunikative Pointe und kreative Ideen.

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