Differenzbesteuerung

Definition & Bedeutung

Normalerweise ist Umsatzsteuer ein Durchlaufposten – bezahlte Umsatzsteuer wird durchgereicht und das Thema bleibt einfach. Hat man als Unternehmer allerdings Ware ohne Umsatzsteuer eingekauft – Gebrauchtgüter von privaten Händlern oder Neuware von umsatzsteuerbefreiten Kleinunternehmern – wird 19% Umsatzsteuer auf den gesamten Preis fällig. Das kann zum Problem werden, und daher gibt es die Möglichkeit der Differenzbesteuerung.

Was ist Differenzbesteuerung?

Die Differenzbesteuerung ist ein besonderes Verfahren der Umsatzsteuer, das vor allem dann zum Tragen kommt, wenn gebrauchte Waren, Kunstgegenstände, Antiquitäten oder Sammlerstücke weiterverkauft werden. Statt die Umsatzsteuer auf den vollen Verkaufspreis zu berechnen, wird sie nur auf die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis erhoben. Das macht den Verkauf solcher Produkte für Händler attraktiver und verhindert eine doppelte Besteuerung.

Warum ist Differenzbesteuerung für Online-Händler relevant?

Viele Händler im E-Commerce handeln mit Gebrauchtwaren wie Smartphones, Notebooks, Büchern, Kleidung oder auch Ersatzteilen. Gerade auf Plattformen wie eBay, Amazon Marketplace oder spezialisierten Re-Commerce-Shops spielt die Differenzbesteuerung eine wichtige Rolle. Wer Waren von Privatpersonen einkauft und diese wiederverkauft, profitiert davon, da die Umsatzsteuer nur auf die Gewinnspanne entfällt. Dadurch bleiben die Preise wettbewerbsfähig, was im Online-Handel entscheidend ist.

Wer darf Differenzbesteuerung anwenden?

Die Differenzbesteuerung darf nur von Wiederverkäufern genutzt werden, die Waren ohne ausgewiesene Vorsteuer einkaufen. Das bedeutet: Du kaufst beispielsweise ein gebrauchtes iPhone von einem Privatkunden oder einer Firma, die auf der Rechnung keine Umsatzsteuer ausgewiesen hat. Wenn du dieses Gerät weiterverkaufst, darfst du die Differenzbesteuerung anwenden. Wichtig: Kaufst du dagegen von einem Lieferanten, der regulär Umsatzsteuer ausweist, musst du auch beim Wiederverkauf die Regelbesteuerung anwenden.

Was ist ein Beispiel für Differenzbesteuerung?

Kamera-Händler Karl kauft eine Kamera für 800€ gebraucht an. Er möchte die Kamera für 1000€ verkaufen – also mit 200€ Marge. Im Verkauf müsste er sie jetzt also für 1000€ inklusive 19% USt. anbieten – 1190€.

Wenn er die Kamera an Privatleute verkaufen möchte, könnte das für diese zu teuer werden. Daher kann Karl Differenzbesteuerung anwenden. Damit muss er die 19% nur auf die 200€ Marge berechnen – 38€. Der Verkaufspreis ist also 1038€. In der Rechnung muss Karl einen Hinweis auf die Anwendung der Differenzbesteuerung nach § 25a UstG hinzufügen.

Im Verkauf an ein Unternehmen, dass die Vorsteuer abziehen kann, lohnt sich das allerdings nicht. Denn ein Unternehmen kann die Differenzbesteuerung nicht als Vorsteuer verrechnen. In dem Fall sollte Karl herkömmlich vorgehen und die Kamera für 1000€ + 190€ USt. verkaufen. 

Welche Vorteile hat die Differenzbesteuerung im E-Commerce?

  • Preisvorteil: Du kannst gebrauchte Waren günstiger anbieten, da du nicht die volle Umsatzsteuer auf den Verkaufspreis berechnen musst.

  • Wettbewerbsfähigkeit: Besonders auf Marktplätzen mit hoher Konkurrenz kannst du dadurch deine Margen sichern oder attraktivere Preise bieten.

  • Kundenvorteil: Käufer profitieren von günstigeren Endpreisen, was die Verkaufschancen erhöht.

Gibt es Besonderheiten bei der Rechnungsstellung?

Ja, und hier ist Vorsicht geboten. In der Rechnung darf die Umsatzsteuer nicht separat ausgewiesen werden. Stattdessen muss ein Hinweis wie „Gebrauchtgegenstand / Differenzbesteuerung nach § 25a UStG“ erscheinen. Dadurch wird deutlich, dass du die Differenzbesteuerung angewendet hast. Gerade im ERP-System oder Shop-System solltest du sicherstellen, dass diese Besonderheit korrekt hinterlegt ist, um spätere Probleme mit Kunden oder dem Finanzamt zu vermeiden.

Welche typischen Fehler solltest du vermeiden?

  • Falsche Anwendung: Die Differenzbesteuerung darf nicht angewendet werden, wenn du Waren mit ausgewiesener Vorsteuer einkaufst.

  • Fehlende Hinweise auf der Rechnung: Ohne den klaren Hinweis kann das Finanzamt Nachfragen stellen.

  • Vermischung im Warenbestand: Wenn du sowohl Waren mit Regelbesteuerung als auch differenzbesteuerte Artikel führst, solltest du diese sauber trennen und korrekt verbuchen.

Wie unterstützt dich ein ERP-System wie Hublify bei der Differenzbesteuerung?

Ein ERP-System hilft dir, die korrekten steuerlichen Verfahren automatisiert einzuhalten. Hublify kann:

  • die Kennzeichnung von Artikeln für die Differenzbesteuerung automatisieren

  • beim Erstellen von Rechnungen automatisch den richtigen Hinweis hinzufügen

  • die Margen und Steuern korrekt berechnen und auswerten

  • Buchhaltungsdaten so aufbereiten, dass deine Steuerberatung alle notwendigen Informationen erhält

Gerade wenn du auf mehreren Marktplätzen gleichzeitig verkaufst, ist es entscheidend, die Steuerlogik systemgestützt zu steuern. Hublify sorgt dafür, dass du dich auf dein Geschäft konzentrieren kannst, während die steuerliche Abwicklung im Hintergrund zuverlässig läuft.

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