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Kosteneffizienz im eCommerce – wo lassen sich Kosten sparen?

Die Zahlen sprechen für sich: Laut einer aktuellen Umfrage von PricewaterhouseCoopers (PwC) gehen 77 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Monaten und Jahren weiter verschärfen wird. Die Gründe sind vielfältig: Der Beschaffungsmarkt samt Lieferzeiten ist durch den Ukraine-Krieg stark beeinträchtigt, Energiekosten steigen, die Inflation lässt Kunden an allen Ecken und Enden sparen. 

Doch was bedeutet das alles für die eCommerce-Branche? Falsche Prognosen nach dem Corona-Hype für die Digitalbranche und volle Lager führen dazu, dass Produkte kaum mehr rentabel verkauft werden? Der Aktienkurs von Tech-Unternehmen ist in den letzten Monaten durchgeschüttelt worden, Entlassungswellen jagen durch die Unternehmen.

Eine Konsolidierungswelle unter Online-Shops wird erwartet. Die Prognosen sehen alles andere als rosig aus. Nun wird es wichtiger denn je, dass eCommerce effizient sein muss wie nie zuvor. An welchen Stellschrauben kann gedreht werden? 

Was sind Kostentreiber im eCommerce?

Je nach Geschäftsmodell fallen die Kostentreiber sehr unterschiedlich aus: bei einem Dropshipping-Business spielt das Thema Lagerhaltung quasi keine Rolle, dafür schlagen Versandkosten stärker zu Buche, die Ware muss ja vom Dropshipper teils aus dem Ausland zum Kunden und ggf. dorthin wieder zurück. 

Kosten als solche wahrzunehmen, hängt sehr stark davon ab, wie greifbar sie sind. Während die Kosten von Retouren heiß diskutiert werden, weil der entgangene Gewinn als Opportunitätskosten einer Retoure direkt bezifferbar ist, tun sich Shopbetreiber oft schwer, an der Infrastruktur eines Altsystems zu rütteln. Was ein Systemwechsel kostet, lässt sich nur schwer abschätzen.

Die folgende Liste ist also weder vollständig noch für jeden gleich bedeutsam, sondern dient als Anregung, wo Effizienzpotenziale im eigenen Unternehmen aufzuspüren sind. In jedem Business Plan für eCommerce Projekte fallen Fixkosten und laufende (variable) Kosten an, wobei letztere leichter zu beeinflussen sind:

  • Lager- und Logistikkosten: Dies beinhaltet Kosten für die Lagerung, Verpackung und den Versand von Produkten.
  • Einkauf: Das bestimmende Element für die Marge und den tatsächlichen Gewinn ist der Preis und die Qualität, zu dem Ware eingekauft sowie die Lieferzeit. Lieferantenbewertungen, Mehrjahres-Verträge, Preisverhandlungen können die Kosten enorm eingrenzen, momentan ist das Potenzial hier jedoch sehr begrenzt.
  • Marketing- und Werbekosten: Das umfasst Kosten für Online-Marketing-Kampagnen, wie z.B. Suchmaschinenwerbung, Affiliate-Marketing und Social Media Marketing.
  • Technologie- und Plattformkosten: Hierzu zählen Lizenz-Kosten für die Verwendung von E-Commerce-Plattformen und -Tools, wie das Shopsystem oder ein ERP, sowie Kosten für die Entwicklung und Wartung der Website.
  • Ressourcen für Datenpflege: Insbesondere für Produktdaten, deren Content und Mediadaten fallen Kosten in der Erstellung und Pflege an und können je nach Bearbeitungseffizienz sehr variieren.
  • Kundenservice-Kosten: Dies beinhaltet Kosten für den Support von Kunden, wie z.B. ein Call Center, Kosten für die Abwicklung von Retouren oder Reklamationen
  • Gebühren & Payment: Damit sind Kosten für die Verarbeitung von Zahlungen gemeint, wie z.B. Gebühren von Zahlungsdienstleistern oder für die Teilnahme an Marktplätzen.

 An welchen Stellschrauben lässt sich drehen? Fixe Kosten zu variablen zu machen, ist in vielen Fällen eine gute Idee, weil du dadurch dein Risiko senkst. Sie steigen nur, wenn auch dein Umsatz steigt. Schließlich kannst du deine Ausgaben meist nur bei den variablen Kosten schnell anpassen.


7 Möglichkeiten, Kosten zu sparen, ohne dass deine Kunden es spüren

Die Einführung von kostenpflichtigen Retouren kann schnell umgesetzt werden, jedoch riskierst du damit unzufriedene und abwandernde Kunden. Ob dadurch unterm Strich tatsächlich so viele Kosten gespart werden ist fraglich. Bei den folgenden Vorschlägen geht es um teilweise tiefgreifendere, dafür aber nachhaltigere Veränderungen, die sich auf lange Sicht auszahlen: 

1. Lagerhaltung

Du kannst komplett auf eine eigene Lagerhaltung verzichten, wenn du Dropshipping als Geschäftsmodell wählst. Das klingt insbesondere für Einsteiger in bestimmte Märkte sehr attraktiv. Es gilt jedoch einige Punkte zu beachten, damit sich Dropshipping wirklich lohnt. Wenn du über ein eigenes Lager verfügst, solltest du sicherstellen, dass nur die notwendigen Artikel auf Lager gehalten werden oder Artikel mit Mindesthaltbarkeitsdatum abverkauft werden. Lagerbestand, Lagerreichweite, Lagerumschlagshäufigkeit samt Warenrotation sind wichtige KPIs, die stets im Auge behalten werden sollten.

2. Automatisierung von Prozessen

Indem man Prozesse wie das Lagermanagement und die Bestellabwicklung automatisiert, kann man Zeit und Geld sparen. Manuelle Arbeit verhindern bedeutet gleichzeitig Fehler vermeiden, was wiederum Folgekosten verhindert. Hier ein paar Beispiele:

  • Bestandsverwaltung: Sobald Produkte auf mehreren Plattformen verkauft werden, ist eine zentrale Steuerung der Bestände in Echtzeit essenziell, damit keine Überverkäufe stattfinden. Reservierungen, Warenkorbabbrüche, Vorbestellungen, Retouren haben auf die (Sichtbarkeit der) Bestände einen Einfluss und wollen präzise gesteuert werden.
  • Versandoptimierung: Durch automatisch generierte Pick- und Packlisten sollen Lagermitarbeiter möglichst effizient die Ware für den Versand vorbereiten. Dabei können vorab verschiedene Lagerstandorte, Teilsendungen und die damit verbundenen Versandkosten berücksichtigt werden. Für frische Ware sind Lieferdauer und Haltbarkeit elementare Kriterien, die für die Versand ausschlaggebend sind. Die jeweils relevanten Parameter ideal zu verknüpfen, kostet manuell viel Aufwand.
  • Kundenkommunikation: Im Zuge der Bestellabwicklung können die meisten Kundeninformationen wie Belege oder Versandbestätigungen automatisch generiert und versendet werden. Ist die Customer Journey einmal klar, können automatisierte Emails mit individuellen Inhalten zu vorgegebenen Zeitpunkten versandt werden, von Rabatt-Aktionen bis hin zur Abgabe von Bewertungen. 
  • Zahlungsmanagement: „Ist die Rechnung schon bezahlt?“ Ein automatischer Zahlungsabgleich mit Statusanzeige gibt jedem Mitarbeiter sofortigen Einblick in den Bestellstatus. Genauso können Zahlungserinnerungen wie Mahnwesen automatisiert ablaufen. 
     Auch komplexere Zahlungsprozesse wie die Provisionierung von Händlern bei Marktplätzen können einmal festgelegt automatisch ausgeführt werden.

Für diese Prozessautomatisierungen ist eine geeignete Software notwendig. Damit du auch hier nicht in eine Kostenfalle tappst, lohnt es sich, das für dein Business relevante Technologie-Setting zu wählen und auf zukunftsfähige Software zu setzen.

3. Software as a Service (SaaS)

Mit Cloud Computing ist SaaS als Alternative zu „on premise“ immer beliebter geworden. Dabei geht es darum, eine bestimmte Software wie ein ERP, PIM oder CRM nicht mehr auf eigenen Servern zu installieren und zu warten, sondern die Anwendungen über das Internet von einem IT-Dienstleister zu „mieten“ und als Dienstleistung in dem Umfang zu nutzen, wie man es gerade braucht. Damit verbunden sind häufig monatliche Abo-Modelle, die eine Anpassung und Kündigung flexibel ermöglichen. 

Insbesondere für kleinere Unternehmen bietet dieses Modell viele Vorteile, da die Kosten meist nur für das anfallen, was man tatsächlich nutzt. Dazu fallen Anschaffungskosten plus die notwendigen Ressourcen wie Server und eigene Fachkräfte für Installation, Updates und Erweiterungen weg. 

4. Customizing von Software

Beachte bei der Software-Auswahl, wie leicht sie sich anpassen und integrieren lässt! Die alte Volksweisheit „Billig kauft man zweimal“ lässt sich in dem Punkt auf Software übertragen, dass eine open source Software oder günstige Standardpakete nur für die einfachsten Anwendungsfälle wirklich günstig sind. Sobald aber individuelle Anpassungen stattfinden sollen, eine Anbindung an andere existierende Systeme oder ein Austausch von Software erfolgen, kommt es zu hohen Entwicklungsaufwänden. 

Nicht umsonst werden folgende Software-Trends gefeiert:

  • Headless: Hier geht es um eine Software-Architektur, die sich über API-Schnittstellen möglichst einfach in bestehende Systemlandschaften integrieren lässt. Hohe Aufwände für Schnittstellenprogrammierung sollen so vermieden werden.
  • Low-Code: Wenn IT-Fachkräfte Mangelware sind, kann der Entwicklungsansatz Low-Code eine echte Alternative sein für eine schnelle Anpassung von Software. Fertig entwickelte Software-Bausteine können ohne große IT-Expertise über drag&drop zusammengesetzt werden. 

5. Outsourcing

Manchmal kann es sinnvoll sein, bestimmte Aufgaben wie Buchhaltung, Zahlungsabwicklung oder auch das Fulfillment an externe Dienstleister auszulagern, um sich auf seine eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, nämlich ein attraktives Produktangebot über die passenden Kanäle zu vertreiben:

  • Fulfillment: Bestellabwicklung und Logistik auslagern?
    In Deutschland muss ein Einzelhändler, der den kompletten Prozess der Kommissionierung, Verpackung und Logistik selbst übernimmt, mit Versandkosten von rund 5,95€ pro Bestellung rechnen. Externe Dienstleister können durch höhere Volumina bessere Konditionen verhandeln und effizienter planen. Jedoch steigen auch hier die Preise, wie Amazon kürzlich zu dem beliebten FBA (Fulfillment by Amazon) angekündigt hat. 
  • Zahlungsabwicklung
    Gegen eine Gebühr kann die Abwicklung von Zahlungen auf eCommerce-Plattforen von externen Zahlungsdienstleistern übernommen werden. Sie verfügen über die notwendigen Zertifizierungen, können Risiken wie Betrug und Geldwäsche besser managen, haben oft mehrere Zahlungsmethoden im Angebot und unterstützen rechtskonform den internationalen Zahlungsverkehr. Es ist allerdings darauf zu achten, wie aufwändig die Anbindung an dein Shopsystem ist oder ob bereits eine Integration vorhanden ist.

6. Effiziente Produktdatenpflege

Das ungeliebte Kind des eCommerce heißt Produktdatenpflege. Mag es in der Aufbauphase noch einfach und übersichtlich zugehen, spürt man die Komplexität und damit den Aufwand erst wenn mehrere Sprachen, Kanäle, Zielgruppen und Plattformen ins Spiel kommen. Neben einer sinnvollen Struktur hilft eine PIM (Product Information Management) Software mit möglichst vielen Datenfeldern und Optionen, diese zu verknüpfen, die Produktdaten zentral zu verwalten. 

Kannst du dann Datenqualität auch noch automatisiert überprüfen und Hinweise erhalten zu Verbesserungspotenzial hinsichtlich Vollständigkeit, Konsistenz, SEO-Optimierung oder Fehlern, sind nicht nur deine Mitarbeiter weniger genervt, sondern die höhere Datenqualität wirkt sich positiv auf deinen Unternehmenserfolg aus.

7. One-to-one Marketing anstatt Gießkanne

Die gute Nachricht ist, dass Online-Händler trotz düsterer Umstände ihre Ausgaben für Online-Marketing nicht schmälern wollen, so eine aktuelle Studie des ECC Kölns. Denn auf lange Sicht, glauben sie, werden sich diese Investitionen lohnen. Wie kannst du deine Marketing-Kosten zielgerichtet steuern?   

  • Kenne deinen Kunden: Daten sammeln und auswerten
    Auch ohne Cookie-Zustimmung kannst du viel über deine Kunden herausfinden. Über die meisten Daten verfügst du schon: Zahlungsmittel, Kaufhistorie, Reklamationen, Warenkorbgröße, Retouren… Nutze diese Daten, um herauszufinden, wer deine wirklich wertvollen Kunden sind. Zum Beispiel so wie uhrzeit.org
  • Personalisierung anstatt Gießkanne:
    Dann kannst du auf deine Kunden zugeschnittene Empfehlungen oder Rabatte geben. Dazu musst du nicht gleich KI-Algorithmen nutzen, sondern kannst zunächst mit Kundensegmenten arbeiten, um deine Kunden zielgerichteter anzusprechen. 
  • Bestandskunden halten
    Die alte Weisheit „Neukunden sind teurer als Bestandskunden“ kannst du auch für dich testen, indem du dir das Verhalten deiner Wiederkäufer ansiehst und Marketingmaßnahmen entsprechend ausspielst. Das kann zum Beispiel durch eine Kohortenanalyse erfolgen und dir zeigen, wann du mit welchen Produkten wen idealerweise adressierst.

Vielleicht fehlt dir jetzt der heiß diskutierte Faktor Retourenkosten? In der Tat gibt es auch dazu viele Ansätze, insbesondere seitens Klimaschützer. Doch wäre es zu kurz gegriffen, wenn Retouren als echte Stellschraube in der Kostendebatte betrachtet würden. Eine ausführliche Debatte dazu erfolgte in der t3n.

Lass uns gerne wissen, was deine Tipps und Tricks für Kosteneinsparungen sind!

Letzte Aktualisierung: 25.04.2023
Autorenprofil

Begleiterin der ersten Schritte in die Digitalisierung aus Software-Perspektive. Interdisziplinärer Background mit Leidenschaft für eCommerce, kommunikative Pointe und kreative Ideen.

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