Der Future Commerce Report „Generative AI und Commerce“ zeigt auf, wie über 300 eCommerce Experten aus den USA Künstliche Intelligenz im Onlinehandel heute einsetzen und wie sie deren Potenzial einschätzen. Die Ergebnisse würden hierzulande sicher ähnlich ausfallen.
Fakt ist, dass aktuell Generative AI vor allem für die Content Erstellung und für Prozessverbesserungen genutzt wird. Mit der rasanten Verbreitung von ChatGPT scheint das Thema KI im eCommerce abgehakt zu sein?
Es ist sicher nichts Verwerfliches, sich den Nutzen von ChatGPT zu eigen zu machen, um die Produktivität der eigenen eCommerce Projekte zu steigern. Kurzfristig gesehen, im aktuellen Kosten-Kontext, ist das sogar ein sehr naheliegendes Ziel. Schließlich geht es im schnelllebigen eCommerce gerade darum, mit möglichst wenig Aufwand hochwertige Produktinformationen, idealerweise direkt auf die Kundschaft zugeschnitten, seo-optimiert, kanalspezifisch und trotzdem konsistent auszuspielen. Daher wollen wir in diesem Artikel Inspirationen geben, wie ChatGPT dir rund um dein Produktinformationsmanagement (PIM) einige Arbeit abnehmen kann.
Idealerweise nutzt du eine Software wie Hublify, bei der ChatGPT bereits in die Software integriert ist, so dass du die Ergebnisse direkt weiterverwenden kannst.
Welches Potenzial hat Generative AI im weiteren Kontext? Wie revolutioniert das die gesamte eCommerce Branche? Diese Fragen werden wir hier nur anreißen und in einem weiteren Artikel betrachten.
Use Cases: Wofür du ChatGPT in deinem PIM einsetzen kannst
Oben zitierte Umfrage zeigt, dass die Erwartungen fast aller (97%) Nutzer an ChatGPT erfüllt, bzw. übertroffen worden sind. Es lohnt sich also, direkt loszulegen. Aber womit? Mit den sogenannten „low hanging fruits“:
Produktbeschreibungen erstellen:
Du kennst das Problem, für gute Texte hat niemand Zeit, also übernimmst du einfach die eher technischen Beschreibungen des Herstellers oder Angaben aus dem ERP. Lass ChatGPT deine Produktbeschreibungen in (d)einem Stil kundenfreundlich mit allen Angaben schreiben. Du musst dir nur überlegen, welche Daten du dafür zur Verfügung stellst und welche die Beschreibung beinhalten soll.
Beispiel-Prompt:
Wenn ChatGPT bereits in deiner Software integriert ist, wie bei Hublify PIM, reicht es, im Prompt die Datenfelder (hier in „“) auszuwählen, die in der Beschreibung beinhaltet sein sollen. Dieser Prompt kann bei allen Produktbeschreibungen hinterlegt sein und angewandt werden.
Mit ChatGPT 4 kommt ein weiteres Feature hinzu, so dass du mit dem Hochladen eines Produktbildes bereits Produktbeschreibungen erstellt werden können. Du kannst spezifische Informationen zu Stil, Zustand oder Farbe anfordern. Außerdem wirst du deine Bilder mit ChatGPT 4 überarbeiten und aufwerten können, für bestimmte Zielgruppen anpassen, damit sie deine Kunden überzeugen.
Produktbeschreibungen anpassen: nach Kanal, Sprache, Zielgruppe bis hin zu One-to-One
Wenn es so leicht ist, Produktbeschreibungen zu erstellen, kannst du beliebig viele Versionen anpassen, je nachdem welche Anforderungen dein Verkaufskanal (Amazon, Instagram, Ebay…), deine Zielgruppe oder das Land (Übersetzungen), in dem du verkaufst, stellt.
Sollst du bei Amazon beispielsweise keine Angaben zu Awards oder Garantien in die Beschreibung einfügen, dann verzichte bei deinem Prompt auf dieses Datenfeld. Mit ChatGPT in deinem PIM kannst du selbst bestimmen, auf welche Daten zurückgegriffen werden soll. Hast du beispielsweise die Möglichkeit, auf Kundenkommunikation und Kaufhistorie zurückgreifen, dann kann dir ChatGPT individuelle Texte erstellen, die sich dem Stil deines Gegenübers 1:1 anpassen.
Zusätzlich zu den eigentlichen Produktbeschreibungen kann dir ChatGPT FAQs erstellen, passende Social Media Posts und Blogartikel.
SEO-Optimierung deiner Produktinformationen
Damit deine Produkte im Ranking bei Amazon, Google & Co. gefunden werden, hilft dir ChatGPT bei der SEO-Optimierung. Achtung: bei der Version 3.5 berücksichtigt ChatGPT nur Daten bis 2021 – du solltest dich also nie nur auf ChatGPT verlassen, sondern es eher als Inspiration und Grundlage für deine eigenen Recherchen sehen, z.B. musst du Keyword-Ideen immer noch mit Suchvolumina in Verbindung bringen.
Bei folgenden, zeitfressenden SEO-Aufgaben kann dir ChatGPT sehr viel Arbeit abnehmen:
- Keywords und Suchintention ermitteln
Du willst wissen, welche Keywords du verwenden sollst, wenn User deine Produkte kaufen wollen? Erstelle Keyword-Cluster mit Themen und Unterthemen und Suchintention - Erstelle SEO-optimierte Titles und Meta Descriptions für deine Produkte
- Reichere deine Bilder mit Meta-Daten (Alt-Tags) an
- Lass ChatGPT deine Daten strukturieren für schema.org-Markup-Auszeichnungen
- Erhalte Ideen für die URL-Struktur
Wer mehr SEO-Hacks erfahren will, kann hier nachlesen.
Produktbewertungen und Produktvergleiche
Du kannst ChatGPT auch dafür nutzen, die Produktbewertungen oder Kommentare zu deinen Produkten zu analysieren, um daraus wichtiges Kundenfeedback zu erhalten, was dir bei deiner weiteren Sortimentsplanung hilft. Warum ChatGPT dafür geeignet ist, kannst du hier nachlesen. Selbst wenn du keine eigenen Produktbewertungen anbietest, könntest du ChatGPT die Bewertungen aus anderen Plattformen (auch mehrsprachig) auswerten lassen und erhältst eine schnelle Übersicht – nicht nur über die Sternchen – sondern über Lob- und Kritikpunkte. Vorausgesetzt natürlich, du oder deine Kunden bewerten die Quelle der Produktbewertungen als vertrauenswürdig.
Für deine Kunden mag es eine Hilfestellung sein, wenn sie verschiedene Produkte aus deinem Shop vergleichen können und direkt von ChatGPT über die Unterschiede aufgeklärt werden. Du könntest in einem Prompt hinterlegen, welche Datenfelder miteinander verglichen werden sollen (Preis, Größe, Material, Pflegeanweisungen, Lieferzeiten,…) und ChatGPT den Vergleich ausführen lassen.
Noch mehr Anwendungsfälle für KI im PIM
Künstliche Intelligenz im Online-Handel ist nichts Neues. Schon seit Jahren werten Recommendation Engines Daten aus, um die passenden Produkte individuell zu empfehlen, um Vorhersagen zu treffen.
Es gibt noch weit mehr Anwendungsfälle für KI im PIM, als ChatGPT sie leisten kann:
- Datenimport: Mit Hilfe von KI unterschiedliche Datenformate erkennen und so zu konvertieren, dass die Daten automatisch richtig im PIM importiert werden.
- Cross-Selling: automatisierte Vorschläge, welche Produkte als ergänzende Kaufempfehlung passen, Styling-Tipps
- Kategorie- und Attribut-Zuweisung: Bestimme Eigenschaften und Regeln, nach denen deine Produkte automatisch Kategorien und Schlagworten zugeordnet werden.
- Alternative Kategorie-Strukturen: genauso kannst du dir vorschlagen lassen, wie du deine Produkte noch strukturieren kannst und welche Kategorienamen dafür geeignet sind.
- Tagging von Bildern: Mit Hilfe von Bilderkennung können die Verschlagwortung von Bildern automatisiert geschehen und Produkte angereichert werden.
Der Einsatz von KI in einem PIM-System wird die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Produktdaten verwalten, stark verändern. Es wird sie dabei unterstützen, Produktdaten zu kontextualisieren, sie in Verbindung bringen mit den unterschiedlichen Kanälen, Touch Points und Kundendaten, so dass viel mehr Insights nahtlos über den gesamten Prozess möglich sind und Content am Ende wirklich personalisiert ausgespielt werden kann. Dann geht es nicht mehr nur um kurzfristige Produktivitätssteigerungen.
Voraussetzungen für einen guten Output
Die Voraussetzung dafür ist allerdings eine gute Datenbasis. Das gilt nicht nur für dein PIM, sondern genauso für dein CRM und ERP. Damit ist nicht nur die Vollständigkeit deiner Daten gemeint, sondern auch die Qualität deiner Daten, denn jede KI ist nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert ist.
Stimmt die Datenbasis hängt viel von der Art und Weise ab, wie du deine Prompts gestaltest. Hier gibt es neben allgemeinen Do’s and Don’ts zum Aufbau von Prompts z.B. nach dem ROMANE-Prinzip (R= Rolle, O= Oberstes Ziel, M= Meta-Anweisungen, A=Anwendungsbeispiele, N= Nützliche Details, E= Empfänger) bereits etliche Prompt-Libraries. Unternehmen bauen bereits eigene Prompt-Datenbanken auf, die Mitarbeiter wiederverwenden können. Ob dies eine langfristige Lösung oder nur ein Übergangsphänomen ist, sei dahingestellt.
Was allerdings fundamental ist: Um eine echte Personalisierung zu erreichen, muss das Zusammenspiel deiner Systeme gewährleistet sein, also eine umfassende Integration der Daten, denn mit je mehr Daten Produkte in Kontext gesetzt werden können (Lagerkapazitäten, Versandprozesse, Kundenverhalten, Lieferantenpreise), desto nachhaltiger können die Produktivitätssteigerungen sein.
Außerdem sollte dein PIM bereits mit den relevanten Ausgabekanälen verbunden sein. Es ergibt keinen Sinn Produkttexte in x Versionen zu generieren, die du dann manuell in deinen Social Media Kanal oder ins Shopsystem oder andere CMS übertragen musst.
Schließlich solltest du dir überlegen, welche Daten du mit einem AI-Anbieter teilen möchtest. Datenschutz und Compliance-Regeln erfordern eine klare Datenstrategie. Dieser Punkt gewinnt insofern an Bedeutung, dass du deine KI „im Grunde selbst trainieren musst“, wenn du Texte, Bilder, Reaktionen im Sinne deines Unternehmens und deiner Marken erzeugen willst. Dazu gehören eben auch deine Daten.
Von der Bedeutung von ChatGPT im PIM zum Potenzial von KI im eCommerce
Auch wenn die Ergebnisse von oben beschriebenen „low hanging fruits“ bei vielen noch ungläubiges Staunen erzeugen, so wird dies schon bald Geschichte sein. In rasanter Geschwindigkeit entwickeln sich KI-Tools weiter, gewöhnen sich Nutzer an die Unterstützung und es stellt sich die Frage, wie lange wir mit PIMs überhaupt noch Online-Shops und Markplätze füttern müssen.
Wo werden Produkte gekauft, spielt SEO dann überhaupt noch eine Rolle? Wer empfiehlt den potenziellen Käufern, was sie brauchen und wieviel Einfluss habe ich darauf? Es geht am Ende um die Aufmerksamkeit und den Zugang zum Kunden.