Machine Learning
Definition & Bedeutung
Machine Learning beschreibt Methoden, mit denen Computer aus vorhandenen Daten „lernen“, um daraus eigenständig Muster zu erkennen, Vorhersagen zu treffen oder Entscheidungen zu treffen – ohne explizit für jeden Einzelfall programmiert zu werden. Für E-Commerce-Verantwortliche und Online-Händler ist Machine Learning längst mehr als ein Schlagwort: Es ist zu einem echten Wettbewerbsfaktor geworden, um Prozesse effizienter zu gestalten, Kundenbedürfnisse besser vorherzusagen und das Business auf ein neues Level zu heben.
Was ist Machine Learning?
Machine Learning (ML) ist ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz und beschäftigt sich mit der Entwicklung und Anwendung von Algorithmen, die aus Daten Erfahrungen sammeln können. Anders als bei klassischen Software-Ansätzen, bei denen alle Regeln explizit vorgegeben werden, erkennen Machine-Learning-Modelle eigenständig Zusammenhänge – beispielsweise zwischen Produktbildern, Klickverhalten und späteren Käufen im Onlineshop. Wird Machine Learning richtig eingesetzt, lassen sich im E-Commerce etwa Personalisierung und Empfehlungssysteme, Prognosen oder die Betrugserkennung automatisieren und stetig verbessern.
Wie funktioniert Machine Learning?
Im Zentrum von Machine Learning stehen statistische Algorithmen, sogenannte Lernverfahren, die auf große Datenmengen angewandt werden. Sie analysieren die vorliegenden Beispiele (wie Bestellhistorien oder Nutzerverhalten) und versuchen, darin Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Beim Training des Algorithmus lernt das System, wie es aus Eingangsdaten (etwa Produktaufrufe) die richtige Ausgabe (zum Beispiel Kaufwahrscheinlichkeit) errechnet. Die einmal gelernten Muster ermöglichen dem Modell schließlich, zukünftige, noch unbekannte Daten richtig zu verarbeiten.
Was sind die Grundprinzipien des Machine Learnings?
Jedes Machine-Learning-Modell durchläuft in aller Regel drei Phasen:
- Training: Daten (z. B. Kundenbestellungen) werden dem Algorithmus präsentiert, aus denen er Regeln ableitet.
- Modellbildung: Das System entwickelt ein mathematisches Modell, in dem das Gelernte gespeichert wird.
- Vorhersage/Produktion: Mit neuen, realen Daten werden Prognosen oder Handlungsanweisungen erzeugt, zum Beispiel Produktempfehlungen.
Wichtig ist dabei: Im Gegensatz zur klassischen Programmierung werden keine fixen Regeln hinterlegt, sondern Modelle anhand von Beispielen angepasst – das bedeutet, maschinelles Lernen ist flexibel und skalierbar.
Welche Methoden und Arten von Machine Learning gibt es?
Machine Learning umfasst mehrere Ansätze, mit denen unterschiedliche Fragestellungen und Aufgaben bearbeitet werden können. Zu den wichtigsten Methoden zählen:
- Überwachtes Lernen (Supervised Learning): Der Algorithmus erhält gelabelte Beispieldaten, also Eingaben mit bekannten, korrekten Ausgaben (z. B. Produktpaket + Klick = Kauf ja/nein).
- Unüberwachtes Lernen (Unsupervised Learning): Hier gibt es keine vorgegebenen Ausgaben – das System soll selbstständig Muster entdecken, etwa Kundensegmente oder Produktsortierungen.
- Bestärkendes Lernen (Reinforcement Learning): Das System (Agent) agiert und erhält Belohnungen oder Strafen für seine Entscheidungen, vergleichbar mit dem Erlernen von Gamestrategien.
Was ist überwachtes Lernen?
Beim überwachten Lernen steht dem Machine-Learning-Modell eine Liste von Eingabedaten samt richtiger Ausgabe zur Verfügung. Ziel ist es, einen Algorithmus zu finden, der möglichst zuverlässig aus neuen Eingaben die passende Ausgabe ableitet. Im Online-Handel findet sich diese Methode etwa bei:
- Empfehlungssystemen („Kunden, die A kauften, kauften auch...“)
- Vorhersagen zu Retouren (welcher Kunde wird wahrscheinlich retournieren?)
- Betrugserkennung (Transaktionsdaten mit Label „Betrug“ oder „kein Betrug“)
Die Güte des Lernens hängt dabei stark von der Qualität und Menge der Beispiel-Daten ab.
Wie funktioniert unüberwachtes Lernen?
Unüberwachtes Lernen ist darauf ausgelegt, Muster oder Strukturen in Daten zu erkennen, ohne dass vorab bekannt ist, was „korrekt“ ist. Der Algorithmus sucht etwa nach Gruppen ähnlicher Kunden (Clustering) oder nach versteckten Zusammenhängen in Produktdaten. Im E-Commerce liefern unüberwachte Lernverfahren zum Beispiel Antworten auf folgende Fragen:
- Welche Kundengruppen zeigen ähnliche Einkaufsverhalten? (Kundensegmentierung)
- Welche Produkte werden häufig gemeinsam gekauft, ohne dass dies offensichtlich ist? (Cross-Selling)
- Wie kann das Sortiment automatisch in sinnvolle Cluster geordnet werden?
Was versteht man unter bestärkendem Lernen (Reinforcement Learning)?
Beim bestärkenden Lernen trifft ein System (Agent) eigenständig Entscheidungen und lernt anhand von Rückmeldungen („Belohnung“ oder „Bestrafung“) die optimale Strategie. Typisch wird diese Methode bei dynamischen, interaktiven Prozessen genutzt – beispielsweise zur Preisoptimierung in Echtzeit oder zur Planung von automatisierten Lagerprozessen im Omnichannel-Commerce und Order Management.
Welche Beispiele für Machine Learning Algorithmen gibt es?
Die Vielfalt der Algorithmen im Machine Learning ist groß. Zu den gängigen Modellen zählen:
- Entscheidungsbäume und Random Forests: Für intuitive Klassifikationen und Vorhersagen, z. B. ob ein Produkt gekauft wird.
- Künstliche neuronale Netze: Grundlage vieler Deep-Learning-Anwendungen, etwa für automatische Bilderkennung in Shops.
- Clustering-Algorithmen: Wie K-Means, zum Segmentieren von Kundengruppen.
- Support Vector Machines: Eignen sich für das Erkennen von Mustern in umfangreichen Produkt- oder Transaktionsdaten.
Worin unterscheiden sich Machine Learning, Künstliche Intelligenz und Deep Learning?
Machine Learning ist eine zentrale Disziplin innerhalb der künstlichen Intelligenz (KI). Während KI grundsätzlich darauf abzielt, menschliche Intelligenz nachzuahmen, konzentriert sich Machine Learning darauf, wie Computer automatisch lernen und aus Daten Erfahrung generieren können.
Deep Learning wiederum ist eine spezielle Form des maschinellen Lernens, die sich durch den Einsatz vielschichtiger (tiefer) neuronaler Netze auszeichnet. Dadurch werden besonders komplexe Zusammenhänge – etwa bei Bilderkennung oder Sprachverarbeitung – gelöst.
In der Praxis überschneiden sich die Begriffe häufig in der öffentlichen Wahrnehmung, doch:
- Künstliche Intelligenz: Übergeordneter Begriff für Systeme, die „intelligent“ agieren.
- Machine Learning: Disziplin zur Mustererkennung und Prognose aus Daten.
- Deep Learning: Modellfamilie innerhalb von Machine Learning mit tiefen neuronalen Netzen.
Welche Anwendungsgebiete gibt es für Machine Learning im E-Commerce?
Online-Händler finden mit Machine Learning viele Möglichkeiten, Abläufe zu automatisieren, personalisierte Kundenerlebnisse zu schaffen und Marktdynamiken schneller zu erkennen. Ob für Großunternehmen oder Start-ups: Der Nutzen zeigt sich vor allem dort, wo viele Transaktionen, komplexe Kundeninteraktionen und große Datenmengen anfallen.
Welche Branchen profitieren besonders von Machine Learning?
Machine Learning entfaltet vor allem in datengetriebenen und digitalisierten Branchen sein Potenzial. Dazu zählen:
- E-Commerce und Online-Handel
- Logistik und Warenwirtschaft
- Fintech (z. B. zur Betrugserkennung)
- Marketing und Kundenservice
- Plattform-Ökonomie und Marktplätze
Im E-Commerce verbessert Machine Learning etwa die Warenwirtschaft, das Order Management oder die Plankommissionierung im Lager.
Was sind Use Cases für Online-Händler?
- Personalisierte Produktempfehlungen: Je nach Nutzerverhalten schlägt das System automatisch zum Kundenprofil passende Produkte vor.
- Intelligente Lagerhaltung: Absatzprognosen helfen, das Sortiment und die Nachbestellung genau auf Kundenwünsche abzustimmen.
- Dynamische Preissteuerung: Machine Learning erkennt Preistrends und empfiehlt automatisch optimale Preispunkte.
- Churn Prediction: Modelle erkennen Kunden mit erhöhter Abwanderungswahrscheinlichkeit und stoßen rechtzeitig Gegenmaßnahmen an.
- Betrugserkennung: Verdächtige Bestellungen oder Zahlungen werden automatisiert herausgefiltert – bevor finanzieller Schaden entsteht.
- Intelligente Suche & Filterung: Nutzer erhalten schneller passende Produkttreffer, da Machine Learning Suchanfragen intelligent interpretiert und optimiert.
Was sind Voraussetzungen, Herausforderungen und Vorteile von Machine Learning?
Jeder Einstieg in Machine Learning beginnt mit einer ehrlichen Analyse: Welche Daten sind vorhanden, welche Ziele will ich erreichen – und welche Hürden gilt es zu meistern? Nur wer diese Fragen sauber klärt, kann nachhaltige ML-Projekte aufsetzen.
Welche Voraussetzungen brauchst du für den Einsatz von Machine Learning?
- Genügend und qualitativ hochwertige Daten: Maschinen lernen nur so gut, wie sie mit Daten gefüttert werden. Dazu zählen Produktdaten, Verkaufszahlen, Klick- und Logdaten etc. Diese Daten müssen gesammelt und transformiert werden, Merkmale extrahiert werden. Ein zeitaufwendiger Prozess.
- Klare Zielsetzung: Willst du Umsätze steigern, Prozesse automatisieren oder Betrug eindämmen?
- Technische Infrastruktur: Einfache Anwendungsfälle laufen direkt auf der Commerce-Plattform oder in der Cloud, komplexere Projekte brauchen spezielle Rechenressourcen.
- Kompetentes Team: Es empfiehlt sich, zumindest Grundkenntnisse im Team zu verankern oder externe ML-Expertise hinzuzuziehen.
Welche Herausforderungen und Limitationen gibt es?
- Datenqualität: Unvollständige, unstrukturierte oder fehlerhafte Daten mindern die Lernfähigkeit eines Modells massiv.
- Interpretierbarkeit: Manche komplexen ML-Modelle (vor allem im Deep Learning) bieten kaum Nachvollziehbarkeit, wie sie zu ihren Entscheidungen kommen.
- Skalierbarkeit und Pflege: Ein einmal trainiertes Modell muss laufend nachtrainiert und angepasst werden, da sich das Nutzerverhalten und die Marktdynamik verändern.
- Datenschutz und Compliance: Gerade im E-Commerce gelten besondere Anforderungen an die Nutzung personenbezogener Daten.
Welche Vorteile bietet Machine Learning?
- Automatisierung: Repetitive Prozesse wie Sortimentspflege oder Lagerprognosen lassen sich effizient automatisieren.
- Skalierbarkeit: Auch bei stark steigenden Nutzerzahlen bleibt die Servicequalität dank Machine Learning hoch.
- Personalisierte Kundenerlebnisse: Nutzer fühlen sich besser verstanden und beraten.
- Fehlerreduktion: Machine Learning hilft, menschliche Fehler zu minimieren, etwa bei der Betrugserkennung.
- Wettbewerbsvorteil: Durch den Einsatz fortschrittlicher ML-Algorithmen verschaffen sich Online-Händler einen messbaren Vorsprung.
Wohin entwickelt sich Machine Learning? Forschung, Trends & Zukunft
Machine Learning ist ein extrem stark wachsender Bereich, der sich technisch wie auch organisatorisch kontinuierlich weiterentwickelt. Besonders für Online-Händler und digitale Plattformen eröffnen sich regelmäßig neue Chancen.
Welche aktuellen Forschungsthemen und Innovationen gibt es?
- Transformer-Modelle: Hochperformante Netzwerke, die komplexe Sprach- und Bildaufgaben lösen können.
- Explainable AI (XAI): Neue Ansätze, um die Entscheidungen von ML-Modellen besser verständlich und nachvollziehbar zu machen.
- Automatisiertes maschinelles Lernen (AutoML): Methoden, mit denen ML-Modelle (fast) ohne Expertenwissen trainiert werden können. Anstatt die Modellauswahl und Architektur manuell zu identifizieren, automatisiert AutoML die einzelnen Prozessschritte von Machine Learning. Menschen müssen nur noch die Ergebnisse prüfen.
- Edge-ML: Machine Learning direkt in Geräten und auf Apps, ohne Cloud – etwa für mobile Shops oder POS-Systeme.
Welche Trends und Potenziale zeichnen sich ab?
- No Code/Low Code: Machine Learning wird zunehmend einfach bedienbar – auch Nicht-Entwickler profitieren davon.
- Self-Learning Systeme: Modelle, die sich im laufenden Betrieb selbstständig anpassen und verbessern.
- Massenadaption: Machine Learning kommt in immer mehr Standardtools und Commerce-Plattformen zum Einsatz – wie etwa in Hublify, wo es die Automatisierung von Warenwirtschaft, Order Management und Customer Data Management auf ein neues Level hebt.
FAQ zu Machine Learning
Was versteht man unter Machine Learning?
Machine Learning ist ein Teilbereich der Künstlichen Intelligenz. Algorithmen werden trainiert, so dass aus Beispielen automatisiert Muster erkannt werden und selbständig Prognosen oder Entscheidungen getroffen werden – ohne explizite Programmierung für jeden Einzelfall.
Ist ChatGPT Machine Learning?
Ja, ChatGPT basiert auf Machine Learning. Genauer gesagt auf Deep Learning, einer speziellen ML-Technik mit mehrschichtigen neuronalen Netzen, die enorme Mengen an Text- und Bilddaten analysieren und daraus natürliche, menschenähnliche Antworten generieren können.
Was ist ein Beispiel für maschinelles Lernen?
Ein typisches Beispiel im E-Commerce ist ein Empfehlungssystem, das aus früheren Käufen und dem Surfverhalten die passenden Produkte für jeden einzelnen Nutzer vorhersagt. Dieses maschinelle Lernen wird kontinuierlich besser, je mehr Nutzerdaten gesammelt und ausgewertet werden.

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