Wiederbeschaffungszeit

Was ist die Wiederbeschaffungszeit?

Die Wiederbeschaffungszeit beschreibt die Zeitspanne, die zwischen der Bestellung von Waren oder Materialien und deren tatsächlicher Verfügbarkeit im Lager vergeht. Für Online-Händler bedeutet das konkret: Sie gibt an, wie lange es dauert, bis ein Produkt nachbestellt und wieder für den Verkauf bereitsteht.

Sie umfasst dabei nicht nur die reine Lieferzeit des Lieferanten, sondern auch interne Prozesse wie:

  • die Bearbeitung der Bestellung im eigenen System,

  • die Transportdauer,

  • die Wareneingangskontrolle,

  • sowie das Einlagern der Artikel.

Die Wiederbeschaffungszeit ist ein zentraler Faktor im Bestandsmanagement und beeinflusst direkt die Lieferfähigkeit sowie die Kundenzufriedenheit. Wer hier ungenau plant, riskiert Out-of-Stock-Situationen oder überfüllte Lagerflächen.

Wie funktioniert die Wiederbeschaffungszeit in der Praxis?

Die Wiederbeschaffungszeit wird oft unterschätzt, weil viele Händler nur auf die Lieferzeit des Großhändlers oder Herstellers achten. In der Realität entsteht sie jedoch aus einer Kette von Teilprozessen:

  1. Interne Bestellauslösung – Je nach System geschieht das manuell oder automatisiert.

  2. Bestellbearbeitung beim Lieferanten – Auch der Lieferant hat interne Abläufe, bevor die Ware in den Versand geht.

  3. Transportzeit – Abhängig von Entfernung, Spediteur oder Zollformalitäten.

  4. Wareneingang & Prüfung – Prüfung der Ware auf Qualität, Menge und eventuelle Schäden.

  5. Einlagerung – Bis die Artikel tatsächlich im System als verfügbar markiert sind.

Beispiel:
Ein Online-Shop für Sneaker bestellt Nachschub beim Großhändler. Die Lieferzeit beträgt offiziell 5 Tage. Doch:

  • 1 Tag geht für die interne Bestellfreigabe drauf,

  • 2 Tage benötigt der Lieferant, bis die Ware das Lager verlässt,

  • 5 Tage dauert der Transport,

  • 1 Tag für Wareneingangskontrolle und Einbuchung ins Lager.

Die tatsächliche Wiederbeschaffungszeit beträgt also 9 Tage – und nicht nur 5.

Warum ist die Wiederbeschaffungszeit für Online-Händler so wichtig?

Für E-Commerce-Unternehmen entscheidet die Wiederbeschaffungszeit über Wettbewerbsfähigkeit und Kundenerlebnis. Wichtige Gründe:

  • Vermeidung von Out-of-Stock-Situationen: Wer den Nachschub zu spät einplant, verliert Umsatz und enttäuscht Kunden.

  • Optimierung des Lagerbestands: Zu lange Wiederbeschaffungszeiten führen oft zu Sicherheitsbeständen, die Kapital binden.

  • Planung von Marketingaktionen: Rabattaktionen oder Kampagnen funktionieren nur, wenn die Ware rechtzeitig verfügbar ist.

  • Lieferfähigkeit im Wettbewerb: Kunden wechseln schnell zum Mitbewerber, wenn Produkte nicht lieferbar sind.

Gerade kleine Shops unterschätzen die Folgen: Ein paar Tage Verzögerung können den Unterschied machen zwischen einem zufriedenen Stammkunden und einem verlorenen Käufer.

Wie lässt sich die Wiederbeschaffungszeit berechnen?

Um die Wiederbeschaffungszeit zu berechnen, addierst du alle relevanten Prozessschritte:

  1. Bestellauslösung intern (T1)

  2. Lieferzeit des Lieferanten (T2)

  3. Transportzeit (T3)

  4. Wareneingangsprüfung (T4)

  5. Einlagerung und Systembuchung (T5)

Formel:
Wiederbeschaffungszeit = T1 + T2 + T3 + T4 + T5

Um die durchschnittliche Wiederbeschaffungszeit zu berechnen, addierst du die Wiederbeschaffungszeit bei einer jeden Bestellung oder von unterschiedlichen Lieferanten und teilst sie durch die Anzahl der unterschiedlichen Zeiten.

Wiederbeschaffungszeit berechnen - Formel

Als Beispiel: Ein Unternehmen bestellt ein Produkt drei Mal und die Wiederbeschaffungszeiten betragen 5, 7 und 9 Tage. Die durchschnittliche Wiederbeschaffungszeit beträgt also (5+7+9)/3 = 7 Tage.

Welche Faktoren beeinflussen die Wiederbeschaffungszeit?

Die Dauer kann je nach Branche und Lieferkette stark variieren. Typische Einflussgrößen sind:

  • Lieferantenauswahl: Ein zuverlässiger, regionaler Partner verkürzt die Transportzeit erheblich.

  • Transportwege: Luftfracht ist schneller, Seefracht günstiger – aber langsamer.

  • Interne Prozesse: Effiziente Order-Management-Systeme reduzieren die interne Bestellzeit.

  • Saisonale Schwankungen: In Peak-Zeiten wie Weihnachten verlängern sich Lieferzeiten oft.

  • Zoll und Importformalitäten: Besonders relevant bei internationalem Handel.

Für Händler bedeutet das: Wiederbeschaffungszeit ist nicht statisch, sondern muss regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Wie optimieren Händler ihre Wiederbeschaffungszeit?

Es gibt verschiedene Ansätze, die Wiederbeschaffungszeit zu verkürzen oder besser zu steuern:

  • Automatisierung: Mit einem Order-Management-System, das Nachbestellungen automatisch auslöst, entfällt die manuelle Zeitverzögerung.

  • Lieferantenmanagement: Stärkere Zusammenarbeit mit Lieferanten, klare SLA-Vereinbarungen.

  • Lagerstrategien: Sicherheitsbestände reduzieren das Risiko von Out-of-Stock, müssen aber sinnvoll kalkuliert werden.

  • Prozessdigitalisierung: PIM- oder Warenwirtschaftssysteme reduzieren die internen Abläufe.

  • Alternative Lieferwege: Im Notfall kann Expressversand sinnvoll sein, auch wenn er teurer ist.

Für E-Commerce-Start-ups gilt: Schon früh Standards aufsetzen, damit Prozesse skalierbar bleiben.

Welche Rolle spielt die Wiederbeschaffungszeit im Supply-Chain-Management?

Die Wiederbeschaffungszeit ist ein Kernelement des Supply-Chain-Managements. Sie beeinflusst die Höhe der Sicherheitsbestände,
die Berechnung des Meldebestands, die Lieferfähigkeit gegenüber Kunden, die Flexibilität bei Marktveränderungen.

Je kürzer und stabiler die Wiederbeschaffungszeit, desto besser lassen sich Nachfrageprognosen und Lagerstrategien aufstellen. Händler mit volatilen Lieferzeiten müssen dagegen höhere Puffer einplanen – was teurer ist.

Fazit: Warum du die Wiederbeschaffungszeit im Blick behalten solltest

Die Wiederbeschaffungszeit ist für Online-Händler weit mehr als eine theoretische Kennzahl. Sie bestimmt maßgeblich, wie zuverlässig du deine Kunden beliefern kannst und wie effizient dein Kapital im Lager gebunden ist.

  • Zu kurze Kalkulation führt zu Lieferengpässen.

  • Zu lange Kalkulation bindet unnötig Kapital.

Der Schlüssel liegt in der genauen Analyse, der richtigen Berechnung und der konsequenten Optimierung.

Wenn du mit einer Commerce-Plattform wie Hublify arbeitest, kannst du deine Wiederbeschaffungszeit systemgestützt berechnen und automatisiert überwachen. Mit Modulen wie Order Management und Warenwirtschaft lassen sich Bestellungen effizient auslösen, Lieferzeiten tracken und Nachbestellungen frühzeitig einplanen – ein entscheidender Vorteil für Händler, die nachhaltig wachsen wollen.


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